Zweite Tagesexkursion an jüdische Orte im Landkreis Würzburg, 10.06.2012

Schnellkochtopf aus der Stauferzeit mit event. Darstellung eines Juden, Spitalmuseum Aub, Foto: Inge Scheffler
Blick auf den jüdischen Friedhof Aub, Foto: Rebekka Denz
Wasserspeier mit antijudaistischer Darstellung an der Stadtpfarrkirche, Foto: Christine Hidringer
Vor der ehemaligen Synagoge Aub, Foto: Rebekka Denz
Die Mikwe in Gaukönigshofen, Foto: Rebekka Denz
In der Mikwe Gauköngishofen, Foto: Christine Hidringer
Die Kreisgedenkstätte und ehemalige Synagoge Gaukönigshofen, Foto: Rebekka Denz
Blick auf den Friedhof und Taharahaus Allersheim, Foto: Rebekka Denz
Die notgesicherte ehemalige Synagoge Allersheim, Foto: Rebekka Denz

Die zweite Tagesexkursion an jüdische Orte im Landkreis Würzburg fand am Sonntag, 10. Juni 2012 statt. Sie führte von Aub, über Gaukönigshofen bis nach Allersheim. Über die Exkursion wurde ein Film erstellt, den Sie kostenlos bestellen können. Senden Sie hierfür eine E-Mail mit Ihren Adressdaten an info@weinwaldwasser.de.

 

Um 10 Uhr startete die Exkursion am Hauptbahnhof Würzburg. Ein Reisebus fuhr die rund 30 Teilnehmenden zum ersten Besichtigungsort nach Aub. Herr Pfeuffer begrüßte die Reisenden vor dem Fränkischen Spitalmuseum Aub. Der 1. Vorsitzende des Fränkischen Heimatvereins Aub führte zunächst in das Spitalmuseum. In der dortigen Ausstellung ist die lokale jüdische Geschichte ab dem Mittelalter bis zur Zeit des Nationalsozialismus eingebunden. Auch im Folgenden stand die Führung ganz unter dem Motto, jüdische Geschichte als Teil der allgemeinen Ortsgeschichte zu verstehen und beide Aspekte miteinander zu verbinden. Die Gruppe besuchte den ehemaligen Standort der Mikwe, die 1926 renoviert wurde, aber seit 1970 nicht mehr besteht. Der Stadtführer erläuterte, dass es noch weitere, private Mikwaot in Privathäusern gab. Die Exkursionsgruppe besuchte den jüdischen Friedhof, den möglichen ehemaligen Standort der ersten Synagoge (bis 1744) sowie die zweite Synagoge (ab 1744), die bis heute als Gebäude erhalten ist. Auch auf kaum sichtbare Spuren wie die einer Mesusa wies Herr Pfeuffer hin. Ebenso führte er an Erinnerungsorte, wie den Gedenkstein an die jüdischen, ehemaligen Bürger Aubs und den vor wenigen Jahren verlegten Stolpersteinen.

Die nächste Station war Gaukönigshofen, wo Altbürgermeister Lesch nach der Mittagspause die Leitung übernahm. Ähnlich wie bereits in Aub wurde die Gruppe über die jüdische Wirtschaftsgeschichte am Ort informiert, wobei vor allem das jüdische Handelswesen zu nennen ist. Nach einer kurzen Einführung zur jüdischen Geschichte in Gaukönigshofen ging die Gruppe an den ehemaligen Schutzjudenhäusern vorbei zur Mikwe, die Ende der 1980er Jahre renoviert wurde und seitdem besichtigt werden kann. Im Anschluss führte Herr Lesch in die ehemalige Synagoge, die 1988 als Kreisgedenkstätte des Landkreises Würzburg eröffnet wurde. Wie bereits seit Beginn der Führung offensichtlich, waren die sehr persönliche Führung von Herrn Lesch stark davon geprägt, dass er nicht nur als Kenner der jüdischen Ortsgeschichte, sondern ebenfalls als Zeitzeuge gelten kann. Der Altbürgermeister untermalte seine Worte durch zahlreiche Fotografien von jüdischen, ehemaligen Bürgern Aubs, die er in seinen Kindheitstagen selbst erlebt hatte. Bis heute hält er zu einigen von ihnen Kontakt und ist auch nach seiner Amstzeit als Bürgermeister in der lokalen Erinnerungsarbeit aktiv.

Die dritte und letzte Station des Tages war Allersheim. Hier wurde die Gruppe von Frau Langeworth auf dem jüdischen Friedhof begrüßt. Es handelt sich um einen Bezirksfriedhof, auf dem über 20 jüdische Gemeinden ihre Verstorbenen begruben. Rund 4000 Menschen wurden hier bestattet, heute sind knapp 2000 der Grabsteine erhalten. Der Friedhof unterteilt sich in drei Teile. Der östliche ältere Teil wurde von 1665 bis 1860 belegt, der südwestliche Streifen von 1860 bis 1924 und der nordwestliche Streifen von 1924 bis 1940. Das Taharahaus, das bis heute erhalten ist wurde 1844 bzw. 1929 erbaut. Nach Abschluss der Begehung des Friedhofs spazierte Frau Langeworth mit der Gruppe in den Ort Allersheim zum Standort der ehemaligen Synagoge. Wie die Archivpflegerin erläuterte, löste sich die jüdische Gemeinde bereits um 1910 auf. Die Synagoge wurde 1911 verkauft und in der Folgezeit als Privathaus genutzt. Das Gebäude steht nun seit circa 30 Jahren leer und wurde im Dezember 2011/Januar 2012 notgesichert. Derzeit ist im Gespräch, dass das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim das Gebäude relokalisiert, in seine Ausstellung integriert und somit dieser Teil der fränkisch-jüdischen Geschichte eine museale Verwendung findet.

Gegen 18.00 Uhr bestieg die Reisegruppe den Bus, um die Rückfahrt anzutreten. Die erkenntnis- und erfahrungsreiche Exkursion endete gegen 18.30 Uhr am Hauptbahnhof Würzburg.

97239 Aub
97253 Gaukönigshofen
97232 Allersheim
Start: 
Sonntag, 10. Juni 2012